Kostbarer Müll
Wenn wir ein Schmuckstück herstellen, entsteht bei der Bearbeitung zwangsläufig «Abfall». Und diesem Abfall widmen wir sehr viel Aufmerksamkeit.
Beim Feilen, Fräsen, Bohren oder Schleifen von Edelmetall tragen wir das Material ab und diesen Abrieb sammeln wir natürlich möglichst vollständig auf. Von relativ groben Spänen bis zu feinstem Staub aus Gold, Platin oder Silber sammelt sich alles im sogenannten Fell unter unserem Werktisch.
Wenn genug Feilung zusammengekommen ist – so nennt man in unserem Beruf diesen «Abfall» – schicken wir diese zum Recycling an unseren Goldlieferanten. Nach einem komplizierten Schmelz- und Reinigungsprozess bekommen wir dann das Feingold, Feinsilber oder Feinplatin, welches aus unserer Feilung extrahiert wurde, auf unserem Konto gutgeschrieben. Daraus können wir wieder «neues» Edelmetall in der von uns gewünschten Legierung kaufen.
Neben der Feilung schicken wir auch das «Gekrätz» ein zum Recycling. Beim Gekrätz handelt es sich um alles Edelmetall, welches wir am Boden, an den Werkzeugen oder im Abwasser finden. Kleinste Mengen von zum Beispiel Goldstaub oder Platinspänen verteilen sich bei der Bearbeitung überall in der Werkstatt. Deshalb sammeln wir die vollen Staubsaugersäcke, scheiden das Wasser ab, in welchem wir unsere Hände waschen und behalten die gebrauchten Schmirgelfeilen. Das alles kommt als Sondermüll ins Recycling, weil sich auch darin eine nicht zu vernachlässigende Menge Gold und andere Edelmetalle befindet. Ungefähr einmal im Jahr liefern wir einen Container mit 10 Kilogramm Gekrätz ein, aus welchem dann im Durchschnitt etwa 100 Gramm Feingold zurückgewonnen wird. Da lohnt es sich, diesen Aufwand zu betreiben.
Wie viel Gold wir in unseren Kleidern und Haaren nach Hause transportieren, wissen wir nicht. Aber eines ist sicher: wir sind Golden Girls!
Kategorien: Goldschmiedekunst Hinter den Kulissen